An meine Gitarre

Gitarre, wie du hängst so traurig!
Die Saiten tönen nimmermehr,
Die längst zerrißnen wanken schaurig
Im Abendwinde hin und her.

Auch deine Saiten sind zerrissen,
Es schweigt dein süßer Liederklang,
Seit in des Busens Finsternissen
Mir jede frohe Saite sprang.

Mir sank der Freund voll Jugendblüte
Hinunter in die Todesflut;
Die meiner Lieb entgegenglühte,
Nun bei den kalten Toten ruht.

Doch will ich euch nun frisch besaiten,
Dich, meine Leier! dich, mein Herz!
Rückbannen die entflohnen Zeiten,
Die alte Lust, den alten Schmerz.

Hinaus ins Dunkel jener Eichen!
Dort findet sich der alte Lauf;
Dort stören wir die Liederleichen
Aus ihren stillen Gräbern auf.

Wenn erst die Lieder nur erwachen,
Dann ruft, dann zieht ihr lauter Chor
Die Lieben all in meinen Nachen
Aus dunkler Todesflut empor.

Es klingt! ─ doch fliehn im scheuen Fluge
Die Töne auf von meiner Hand;
So eilt, verspätet, nach dem Zuge
Das Vöglein übers Heideland.

Jetzt bin ich meines Herzens Meister!
Nun rauscht wie einst der Sturmakkord!
Schon springen die versunknen Geister
Herauf, herauf an meinen Bord!

O du, mein Freund, so treu und bieder!
Wohl mir, du bist mir wieder nah!
Dem süßes Wort auch hör ich wieder:
Mein holdes Mädchen, bist du da? ─

Doch nein! mich höhnten finstre Mächte!
Wo ist der Freund? das blonde Kind?
Der Nebel reicht mir keine Rechte;
Durch blonde Disteln saust der Wind!

Entstanden und Erstdruck 1832.

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